Kurzversion der Story von Jerzy und Judith

HALLO!

Hier steht eine Bildunterschrift, die das Bild ggf. etwas näher beschreibt und vielleicht neugierig macht, sich mehr damit zu beschäftigen. Mehr als vier Zeilen sollte die BU allerdings nicht lang werden.

Hier steht eine Bildunterschrift, die das Bild ggf. etwas näher beschreibt und vielleicht neugierig macht, sich mehr damit zu beschäftigen. Mehr als vier Zeilen sollte die BU allerdings nicht lang werden.

Hier kann man auch ohne Probleme eine Audio-Datei einbinden. In der zugehörigen Textzeile sollte man dann kurz formulieren, was es zu hören gibt. Auch nur in maximal 4 Zeilen Text.

Am Anfang stand die Musik: ich muss doch verstehen, was ich spiele

Judith, die schon mit zwei klarstellte, dass sie Geigerin werden wollte, hatte als Kind ein großes Geigenvorbild: einen der wichtigsten Geiger unserer Zeit, Itzhak Perlman. Als sie mit zehn herausfand, dass er die Filmmusik von Steven Spielbergs vielfach oskargekröntem Film „Schindlers Liste“ gespielt hat. Judith wollte alles spielen, was Itzhak Perlman spielte. Aber hier fühlte sie, dass sie diese Filmmusik erst spielen kann, wenn sie weiß, wovon der Film erzählt. Sie liest Bücher und befindet: ich muss jemandem in die Augen sehen, der das „Schlimme“ erlebt hat. Das Leben will, dass sie nicht nur einen Holocaustüberlebenden kennenlernen kann, sondern jemanden, der als Kind selbst auf Schindlers Liste stand und so gerettet werden konnte: Jerzy Gross.

Aus einer Begegnung wird Freundschaft.

Jerzy Gross lernt Judith kennen, ist ob ihres so jungen Alters sehr skeptisch, prüft ihre Ernsthaftigkeit und Reife, lässt sich auf die Fragen der mittlerweile 11jährigen ein. Willigt sogar ein, ihr seine Geschichte an den Originalorten zu erzählen und dafür nach 52 Jahren das erst mal wieder nach Polen zu reisen. Wir finden das ganz wunderbar. Denken aber: dieses Privileg soll nicht nur Judith alleine gehören. Wir wollen diese historische Reise dokumentieren. Allen Jugendlichen zugänglich machen. Das findet der Grimmepreisträger und Filmemacher Martin Buchholz (m.b. hier verlinken?) auch. Gewinnt den WDR und Arte als Auftraggeber und kommt mit der Kamera mit.

Reise in die Vergangenheit

Jerzy Gross und Judith packen ihre Koffer. Viel müssen sie nicht mitnehmen. Die Dialyse lässt Jerzy Gross nur vier Tage Zeit, spätestens dann muss sein Blut wieder gewaschen werden. Vier Tage, um in Krakau, Bochnia, Gross Rosen und Breslau dem Grauen und dem Terror seiner Kinderzeit wieder zu begegnen. Vier Tage, in denen Judith sich ganz auf den Terror der Nazis, auf ihre Mordfabriken und unvorstellbaren Grausamkeiten einlässt. Judith wird jeden Tag stummer werden aber ihre Augen spiegeln die Schrecken umso deutlicher. Jerzy Gross ist gefasst und überwältigt zugleich, als er an den Orten steht, an denen er als Kind nur eines hatte: Todesangst. Vor allem unter dem Balkon des „Schlächters von Wien“ des so unfassbar sadistischen Amon Goeths, holt Jerzy Gross diese Todesangst ein. Er bricht den Dreh ab. Später wird Judith sagen, in dem Moment hätte sie eine Ahnung bekommen. Danach hätte sie die Melodie von Schindlers Liste spielen können.

Chaim heißt Leben. Und aus einem Tagebuch wird ein Buch.

Als der Film Gestalt annahm, erfuhr eine Lektorin von dem Projekt. Und fand: diese Geschichte müsse auch als Buch erscheinen. Als Jugendbuch, das auch Erwachsene mit Gewinn lesen. Sie überzeugte die Autorin. Die lange darüber nachdachte, wie diese Geschichte zwei so ungleicher Protagonisten erzählt werden wollte. Die Geschichte machte es ihr leicht: zwei begnadete Geiger begegneten sich in ihr. Und zwei Kinder. Das eine erzählt. Das andere hört zu und denkt über das Gehörte nach. So verflechten sich im Buch die Erzählungen von Jerzy Gross, wie er als Kind überlebte, mit dem Tagebuch des Kindes Judiths, die im zuhört. Wo Jerzy Gross spricht, zeigt ein „chaim, zeichen wie im Buch“, wo Judith schreibt ein Notenschlüssel an.

Jerzy Gross und Judith. Live.

Als das Buch erscheint, schreiben wir für die Lesereisen die Geschichte noch mal neu. Auf der Bühne erzählen, lesen, talken, musizieren die Protagonisten bei ihren Reisen durch ganz Deutschland. Zu mehr als 12 000 Menschen. Die meisten davon sind 12 – 15jährige. Ihnen erzählt das 12jährige Junge Jerzy, der als 15jähriger aus dem KZ befreit wurde. Und nur noch 27 Kilo wog. Und die 15jährige Judith zeigt dem gleichaltrigen Publikum mit ihrem Geigenspiel eine ganz neue Welt. Die Welt der klassischen Musik. Der Kunst. Die offensichtlich auch dann noch trösten kann, wenn man nur noch auf der Welt ist um gequält zu werden. Viele Fragen brechen bei den Jugendlichen auf. Existentielle, keine akademischen.

Abschied von Jerzy. Vergesst mich nicht und habt Spaß!

Im Juli 2014 siegt der Krebs. Mit aller Macht, mit großer Unbeugsamkeit hat sich Jerzy Gross gegen seine Krankheiten gestemmt. Der Parkinson nahm ihm die Geige, die Dialyse die Freiheit, der Krebs den Körper. Aber Jahr für Jahr lebte er einfach weiter. Sein Überlebenswillen war phänomenal. Und nur sehr schweren Herzens ließ sich Jerzy Gross aus dem Leben, an dem er so hing und das er so gerne noch weiter gelebt hätte, reißen. Als Jerzy Gross und Judith sich verabschiedeten, weinte Judith. Und Jerzy Gross sagte: „Vergesst mich nicht. Und habt Spaß. Macht eine Pizzaparty.“

Wir haben versprochen, Jerzy Gross nicht zu vergessen. Ihn nicht. Und seine Geschichte nicht. Für ihn. Für uns. Und für alle Jugendlichen.

Es geht um uns.

Nicht weil wir am Tod festhalten, in der Geschichte feststecken bleiben, Ewiggestrige sein wollen. Sondern weil diese Geschichte von Jerzy Gross und Judith nicht nur „spiel mir Lied vom Leben“ heißt. Sondern in jedem, der sich auf sie einlässt, genau das zum Klingen bringt: das Lied vom Leben. In dem das eigene Lebenslied eine Melodie ist.

Jugendliche müssen diese, ihre Lebensmelodie, erst noch entdecken. Diese Geschichte stellt sie vor alle wichtigen Fragen des Lebens. Und von ganz alleine erklingt das Eigene in ihrem Spiegel.