„Wen soll das denn interessieren? Wenn die Zeitzeugen einmal tot sind, dann ist auch das Thema tot.“ Puh. Ich freue mich ja, wenn die Menschen ehrlich zu mir sind. Aber ich stecke so viele Stunden in das Projekt: Spiel mir das Lied vom Leben.
Das sich vor allem an Jugendliche richtet. Ich weiß, Lehrer sollen ihren Schülern heute so ziemlich alles beibringen: Wie richte ich ein Bankkonto ein, wie esse ich gesund, wie bewerbe ich mich … Die vollen Lehrpläne sowieso. Wie soll da noch ein Projekt reinpassen? Auch noch eines zum Holocaust? Haben wir da nicht ganz andere Probleme? Flüchtlinge, Grexit, Klimawandel. Vom Terror, mit dem Islamisten die Welt bedrohen, gar nicht zu reden.
Kein Wunder, dass ich Gegenwind spüre.
Aber da sind all diese Erfahrungen. Mit den vielen Tausend Schülern. Die die Geschichte von Jerzy und Judith schon gehört und mit ihren jungen, offenen Herzen so intensiv und aufrichtig reagiert haben. So viele Fragen hatten. Echte Fragen. „Hat die Geschichte eigentlich mit Hitler zu tun?“ Und was sie für sich resümiert haben: „Also, wir leben hier im Paradies“.
„Wir können Jerzy doch nicht einfach untergehen lassen“, sagt Franz Decker, ehemaliger Caritasdirektor in Köln. Und: „Jetzt sorgen wir mal für zwei Bojen im Meer der Zeit“. Er meint die bronzene Gedenktafel für Jerzy in seiner letzten Siedlung und diese Webseite.
Das Bild von den Bojen lässt mein Herz wieder lächeln: Bojen sagen Schiffen, wo es lang geht. Und Fischern, wo ihr Fang hängt. Bojen sind wichtig.
Diese Boje hier soll hell leuchten. Und noch lange gefunden werden.